Linde

Wie Linde 16-mal mehr Tests bei 32 Prozent weniger Kosten erreicht

Unternehmen im Überblick

Das sind die erstaunlichen Ergebnisse, die der Gas- und Engineering-Konzern Linde im Rahmen einer mehrjährigen Umstellung seiner Teststrategie erzielt hat. Das Projekt wurde von den Linde Qualitätsverantwortlichen konzipiert – stets mit Blick in die Zukunft – und von der Tricentis Testautomatisierung unterstützt.

Linde implementierte und skalierte innerhalb kürzester Zeit automatisierte End-to-End-Tests für SAP-Instanzen, Salesforce, Webanwendungen, mobile Anwendungen und mehrere benutzerdefinierte Legacy-Anwendungen. Der strategische, hocheffiziente Testansatz ermöglicht es dem Unternehmen, interne IT-Projekte pünktlich und im Rahmen des Budgets zu liefern und auf diese Weise sicherzustellen, dass kontinuierliche Innovationen den komplexen globalen Betrieb nicht gefährden.

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    Branche: Chemisch
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    Standort: Global
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    16-maliges Wachstum – Mit Tosca durchgeführte High-Volume-Tests

    Sichere Innovation in einer äußerst komplexen Anwendungslandschaft

    Linde wurde 1879 gegründet und ist heute ein weltweit führendes Industriegas- und Engineering-Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 31 Milliarden US-Dollar (26 Milliarden Euro). Das Unternehmen beliefert eine Vielzahl von Märkten in Bereichen wie Chemie und Energie, Lebensmittel und Getränke, Elektronik, Gesundheit, Fertigung, Metall und Bergbau. Die Industriegase von Linde reichen von lebensrettendem Sauerstoff für Krankenhäuser, über hochreine und spezielle Gase für die Elektronikfertigung, bis hin zu Wasserstoff für saubere Kraftstoffe, und vieles mehr.

    Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt „das leistungsstärkste globale Industriegase- und Engineering-Unternehmen zu sein, das innovative und nachhaltige Lösungen für Kunden in einer vernetzten Welt bereitstellt.“ Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein einwandfreier IT-Betrieb erforderlich. Kerngeschäftsprozesse müssen zuverlässig und belastbar bleiben, während sich die extrem komplexen Anwendungen bei Linde kontinuierlich weiterentwickeln. In Anbetracht des Umfangs und der Größe des globalen Geschäftsbetriebs von Linde, kann selbst eine kleine Anwendungsstörung schnell zu einer Unterbrechung der gesamten Lieferkette, zu Problemen mit Rechtsvorschriften und zu verpassten Geschäftschancen führen.

    Entsprechend schwer war auch die interne Aufgabe für die zwei neuen Qualitätsmanager. Als sie die Verantwortung für das Testing Center of Excellence (TCoE) übernahmen, standen sie vor einer großen Herausforderung. Ihr Team ist dafür verantwortlich, dass benutzerdefinierte Entwicklungen und Hersteller-Updates die kritischen Geschäftsprozesse nicht unterbrechen, die über 13 SAP-Instanzen laufen. Dazu kommen noch geschäftskritische Anwendungen wie Salesforce, mobile Applikationen, Web-Apps sowie viele Microsoft-basierte Anwendungen. Der Großteil dieser Anwendungen aus dem Linde-Portfolio entwickelt sich dabei im Schnelltempo weiter. SAP-Anwendungen werden in der Regel wöchentlich aktualisiert, und viele weitere werden auf Basis des Continuous-Delivery-Modells bereitgestellt.

    Jede Änderung ist jedoch ein riskantes Unterfangen. Das heißt: Die Entwicklungsteams von Linde könnten allein innerhalb der Salesforce As-a-Service-Plattform ähnliche Objekte in zehn Anwendungen verwenden, die bereits in Produktion sind und in zehn weiteren, die noch in der Entwicklung sind. Alle Anwendungen sind eng miteinander verbunden und nutzen dieselbe Codebasis sowie dieselben Objekte. Tägliche Tests sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Verbesserungen eines Teams nicht unbeabsichtigt die Kernprozesse der anderen Teams beeinträchtigen.

    „Eine der größten Herausforderungen ist es, die richtige Kosten-Balance bei der Testautomatisierung zu erreichen. Dazu brauchen wir ein Tool, das uns hilft, Testautomatisierung rasch umzusetzen und diese auch schnell, effizient und nachhaltig zu warten.“ – Andreas Aigner, Head of Service & Security Management, Linde plc

    Die Test-Transformation war unerlässlich

    Wie viele andere Unternehmen hat auch Linde eine Testpraxis aufgebaut, um die erste Generation von Testautomatisierungs-Tools zu unterstützen: skriptbasierte Testautomatisierung, die spezielles technisches Know-how erfordert und monatelange Wasserfall-Entwicklungsprozesse voraussetzt. Die Tests wurden vom TCoE in Indien, mit einem kleinen Team von Linde-Mitarbeitern, erstellt. Dieses Team wurde immer wieder von global tätigen Systemintegratoren unterstützt, die je nach Bedarf hinzugezogen wurden.

    Obwohl sich die End-to-End-Geschäftsprozesse über mehrere Technologien erstrecken, verwendete das Team unterschiedliche (miteinander nicht verbundene) Tools zum Testen der einzelnen Technologietypen. Für SAP-Tests wurde ein gängiges skriptbasiertes Testtool verwendet. Salesforce-Tests wurden mit der Open-Source-Testautomatisierung von Selenium durchgeführt. Und für mobile Android- und iOS-Anwendungen wurde ein kommerzielles Tool für mobile Tests verwendet. Dabei lagen benutzerdefinierte Legacy-Anwendungen oft außerhalb des Anwendungsbereichs dieser Tools. Daher wurde noch ein weiteres kommerzielles Tool verwendet, um all diese Tests zu koordinieren und die unterschiedlichen Ergebnisse zusammenzuführen.

    Dann übernahmen die neuen Teamleiter – Andreas Aigner (Head of Service Delivery, Application Testing and Security Management – Enterprise Applications) und Prantik Biswas (der gerade die  Rolle als Head of IT TCoE übernommen hatte) – und stellten eine Reihe von Herausforderungen bei diesem Ansatz fest:

    • Es war teuer und langwierig die erforderlichen Spezialisten zu beauftragen, um das gewünschte Niveau der Testautomatisierung zu erreichen; die Erstellung einer einzigen Testsuite für eine einzige Technologie dauerte Monate.
    • Die fragilen Skripts mussten aufwändig gewartet werden, um die Änderungen in jeder Version zu berücksichtigen – teilweise war es einfacher sie neu zu erstellen, als sie zu korrigieren.
    • Die Testspezialisten konnten nicht ohne Weiteres von einer Technologie zur anderen wechseln (z.B. zwischen SAP, Salesforce, Web und Mobile), um dynamische Projektanforderungen oder End-to-End-Tests auszuführen.
    • Die alten Testautomatisierungs-Tools waren nicht für die Umstellung auf hoch iterative sowie agile Prozesse und moderne DevOps-Toolchains geeignet

    Die Ergebnisse nach dem ersten Jahr

    Die Bilanz kann sich sehen lassen. In weniger als einem Jahr, hat Linde:

    • den gewünschten Umfang an SAP SRM Tests (über 300 Tests) vollständig automatisiert
    • die bestehenden 350 Tests nach SAP-Vorlage vollständig umgewandelt
    • kontinuierliche Tests für Salesforce eingeführt und in die CI/CD-Pipeline integriert
    • das Legacy (HP) Test-Framework in Tosca neu implementiert
    • die Testautomatisierung für Windows 10 und Office 365 eingeführt
    • Selenium-Skripte in den neuen Prozess integriert
    • automatisierte Dokumentation für explorative Tests hinzugefügt

    63 Prozent schnellere Release Zyklen

    Ein neues Test-Automatisierungs-Tool

    Konfrontiert mit dem Druck immer mehr, immer schneller und immer günstiger zu testen, wussten Aigner und Biswas, dass es an der Zeit war ihren Testing-Ansatz sowie die Testtools bei Linde auf neue Beine zu stellen. Sie begannen nach einer neuen Testplattform zu suchen, mit dem Hauptaugenmerk auf drei wesentliche Anforderungen:

    • Kosten: Testautomatisierungen sollten effizienter erstellt und kostspielige, ressourcenintensive Testwartungen vermieden werden.
    • Benutzer: Die Testplattform sollte jeden User unterstützen – vom Entwicklungsteam bis hin zu funktionalen KMU-Experten und Business-Analysten.
    • Technologien: Geschäftsprozesse, die an einer Transaktion beteiligt sind, sollten durchgängig getestet werden – über alle unterschiedlichen Technologien hinweg.

    Eine ausführliche technische Analyse ergab, dass Tricentis Tosca all diese Anforderungen erfüllt. Linde stellte gleich einen ambitionierten Einführungsplan für Tosca auf. Um den Gas- und Engineering-Konzern umfassend zu unterstützen sowie die Amortisierungszeit zu verkürzen, führte Tricentis mehrere Pilotprojekte zur Einführung der neuen Testautomatisierung bei Linde in zwei Phasen durch. Phase eins umfasste hochgradig angepasste SAP SRM, SAP ECC, Salesforce, Webanwendungen und reine Legacy-Anwendungen. Phase zwei konzentrierte sich auf mobile und E-Commerce-Anwendungen, auf die Skriptmigration, die Integration mit anderen Tools (Quality Center, Jira, Mobile Labs etc.) und explorative Tests.

    Von Januar bis Oktober 2018 dauerte die Umsetzung. Mehrere Tricentis-Berater arbeiteten mit dem Linde-Team eng zusammen, insbesondere mit Prantik Biswas, denn er war maßgeblich an der Umsetzung und dem langfristigen Erfolg der Initiative beteiligt. Gemeinsam mit dem Linde-Team, hat das Tricentis-Team ein Set an Tests für jede Anwendung aufgestellt.

    Ein neuer Ansatz: risikobasiertes Testen

    Andreas Aigner und Prantik Biswas wussten, dass es für eine Test-Transformation mehr als nur ein neues Tool braucht. Ein grundlegendes Umdenken bei den Prozessen musste her. Die beiden Testing-Experten erkannten zugleich, dass ihnen risikobasiertes Testen helfen kann die Wirkung zu maximieren und die Erstellung sowie Wartung von Tests zu minimieren.

    „In der Vergangenheit gab es viele Beispiele, bei denen wir stolz darauf waren, mehr als 3.000 Testfälle zu haben, die kontinuierlich liefen, ohne irgendwelche Fehler aufzudecken“, erklärt Andreas Aigner die Ausgangssituation. „Ich fragte aber: Ist das denn erfolgreich? Macht das Sinn? Glauben Sie nicht, dass Sie Ressourcen verbrannt haben? Am Ende des Tages muss man nach einer hochwertigen Testautomatisierung suchen und sich auf die Geschäftsrisiken konzentrieren.“

    Damit dieser risikobasierte Testansatz auch funktioniert, braucht es jemanden aus dem Unternehmen, der die Risiken der verschiedenen Anforderungen unter die Lupe nimmt. Das Testteam kann dann die Tests für die riskantesten Funktionalitäten priorisieren und dabei formale Testfall-Entwurfsmethoden verwenden, um effektive Testungen mit einer Handvoll Testfälle durchzuführen. Auf diese Weise ist es möglich, 80 Prozent des Geschäftsrisikos mit nur 20 Prozent des Testaufwands abzudecken. Dies traf genau das Bedürfnis von Linde – mehr Risiken viel schneller, und zu geringeren Kosten, abzudecken.

    5x – mehr Releases

    Testautomatisierung wächst, Ausfallzeiten sinken

    Das Team hat den Umfang der Testautomatisierung stetig erweitert, um zusätzliche Anwendungen sowie kontinuierliche Änderungen an den Anwendungen mit bereits vorhandener Testautomatisierung abzudecken. Und die Entwicklungsteams wissen es zu schätzen, dass sie durch das umgehende Feedback zu ihren Aktualisierungen Unstimmigkeiten genau dann beheben können, wenn es am einfachsten und kostengünstigsten ist.

    Letztendlich hat die Erweiterung der Testautomatisierung und die Sicherstellung, dass sie mit den Anwendungsänderungen synchron bleibt, dazu geführt, dass es kaum noch Ausfallzeiten gibt. Das reduziert die Ablenkung für Entwickler und die IT und gewährleistet gleichzeitig einen zuverlässigen Betrieb für das gesamte Unternehmen und seine Geschäftspartner.

    Neue Maßstäbe für Effizienz

    Da die automatisierten Tests viel einfacher zum Erstellen und Warten sind, konnte der Arbeitsaufwand entscheidend gesenkt werden. Tatsächlich betragen die Kosten jetzt nur noch einen Bruchteil des Durchschnitts bei vergleichbaren Organisationen, die keine Automatisierung nutzen. Darüber hinaus führt die Vermeidung von Kosten (indem Fehler vor der Produktion erkannt werden) im Branchen-Vergleich zu jährlichen Einsparungen im Millionen-Bereich. Tester können nun Schwerpunkte und Technologien leicht wechseln, um sich an variable Projektlebenszyklen anzupassen. Diese Flexibilität ist der Schlüssel, um sicherzustellen, dass jedes IT-Projekt über die erforderlichen Ressourcen verfügt Geschäftsrisiken zu bewerten, bevor es in die Produktion geht.

    Eine Momentaufnahme der beeindruckenden Ergebnisse, die Linde seit dem Beginn seiner Testtransformation im Jahr 2018 und der kontinuierlichen Optimierung seither erzielt sehen sie hier:

    32% eingespart – mit weniger mehr erreichen